In unserem exklusiven Interview mit Michael Couture – Chief Product Officer bei Cority – und Manfred Heil – Geschäftsführer bei WeSustain – erfahren Sie, was die strategische Vision hinter dem kürzlichen Zusammenschluss der beiden Unternehmen ist. Erfahren Sie außerdem, warum es für die digitale und nachhaltige Transformation eine unaufhaltsame Dynamik gibt und welche Rolle Softwarelösungen dabei spielen können und werden.

Cority ist einer der weltweit führenden Anbieter von EHS-Softwarelösungen. Inwieweit ist es für Cority der logische nächste strategische Schritt, die Managementherausforderung „Nachhaltigkeit“ innerhalb der marktführenden CorityOne™-Plattform zu adressieren?

Michael Couture: Wir sind hocherfreut, uns mit WeSustain zusammenzuschließen, da das Thema ESG- und Nachhaltigkeitsmanagement weltweit von zunehmender Bedeutung ist. Wir haben erkannt, dass das Produkt und das Expertenteam viel zu CorityOne™ beitragen können. Die ersten Erfahrungen mit WeSustain übertreffen schon heute unsere Erwartungen. Unsere Roadmap sieht vor, dass wir sowohl die Lösungen von WeSustain weiter verbessern als auch eine enge Integration von EHS und Nachhaltigkeit für operative EHS-Daten als auch ein verbessertes Reporting sowie Dashboard-System in den kommenden Monaten realisieren.

Das Ziel von WeSustain ist und war es schon immer, Unternehmen in Europa und weltweit nachhaltiger und zukunftssicherer zu machen. Inwieweit passt der Zusammenschluss mit Cority perfekt zu diesem Ziel?

Manfred Heil: Um unsere Ziele zu erreichen, müssen wichtige Voraussetzungen erfüllt sein. Dabei war für uns selbstverständlich, dass es eine zwingende strategische Argumentation in Bezug auf Produkt und Markt geben muss. Aber ebenso wichtig ist, dass die Menschen und die Kultur der beteiligten Unternehmen – Cority und WeSustain – zueinander passen müssen, damit man die Dinge gemeinsam vorantreiben kann. Während unserer ersten Gespräche und „Bonding“-Zeit hatten wir die Gelegenheit, das Cority-Team kennenzulernen und waren beeindruckt von den erfahrbaren Geschäftswerten und der professionellen Haltung. Hinzu kamen ein guter Sinn für Humor und positive Vibes, die uns mitgerissen haben.

Die Sustainable Development Goals (SDGs) betonen im Ziel 17, dass strategische Allianzen für eine nachhaltige Entwicklung unerlässlich sind. Was ist das Besondere an der Allianz, die WeSustain als neues Mitglied der Cority-Familie eingegangen ist? Welche konkreten Potenziale für mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft wollen Sie erschließen?

Michael Couture: Während der Pandemie ist das Interesse, das Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen weiter zu digitalisieren, auf der ganzen Welt überwältigend groß geworden. Wir glauben, dass wir durch den Zusammenschluss mit WeSustain unsere globale Reichweite nutzen können, um unseren derzeitigen Kunden – wie Unilever, PPG, ExxonMobil und viele tausend andere – als auch neuen Kunden zu helfen, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. Dabei geht es auch darum, nicht nur sich selbst, sondern auch die Geschäftspartner stärker in die Pflicht zu nehmen, um die Leistung für mehr Nachhaltigkeit in Industrie- und Entwicklungsländern zu verbessern.

Manfred Heil: Bei WeSustain haben wir schon immer an dezentrale Strukturen und Netzwerke der Innovation für mehr Nachhaltigkeit geglaubt. Und ich weiß, dass das bei Cority genauso ist. Das Thema Nachhaltigkeit verlangt, dass wir die Dinge ganzheitlich und integriert betrachten. Auf der anderen Seite führt dies zu mehr Komplexität und der Notwendigkeit, sich ergänzende Kompetenzen und Erfahrungen zu bündeln. Wenn wir unseren Kunden integrierte Lösungen zur Verfügung stellen, die auf gemeinsame Rohdaten zurückgreifen und eine einheitliche Nutzererfahrung in Bezug auf Workflows und Geschäftslogik bieten, wird dies die Produktivität erheblich steigern und neue Erkenntnisse für unsere Kunden generieren.

 

Im Zeitalter der Digitalisierung und von Big Data wachsen zwei Transformationspfade immer stärker zusammen: die digitale und die nachhaltige Transformation. Wie verbindet Cority diese beiden Pfade?

Michael Couture: Die digitale Transformation beschleunigt sich schon seit einigen Jahren, aber die Pandemie hat diesen Trend exponentiell verstärkt, wie wir in unserem täglichen „neuen Normal“ sehen. Dies hat die Nachfrage nach cloud-basierten Softwarelösungen angeheizt, die Unternehmen dabei unterstützen, Prozesse zu automatisieren und so ihre Effizienz zu steigern und die betriebliche Compliance zu verbessern (so wie es die EHS-Software von Cority schon seit vielen Jahren tut). Zudem helfen digitale Lösungen dabei, Erkenntnisse aus den gesammelten Daten auszuwerten, um so vorausschauende Entscheidungen für eine verbesserte betriebliche EHS- und Nachhaltigkeitsleistung zu treffen. Cority investiert in erheblichem Umfang in den Bereich der Analytik und letztlich in Industrie-2.0-Funktionen, um unsere Kunden zu befähigen, die Chancen beider Transformationspfade integrativ zu betrachten und zu nutzen.

Manfred Heil: Die internationale Präsenz und Reichweite von Cority wird es uns ermöglichen, unsere Bestrebungen noch schneller zu erreichen und so beide Transformationspfade zusammenzubringen. Für mich ist dies seit jeher einer der Haupttreiber bei WeSustain. Wir sehen heute, dass die einzelnen Puzzlestücke in Bezug auf die Harmonisierung von Berichtsstandards und internationalen Vorschriften langsam zusammenkommen. Mit Cority werden wir die Größe und die Geschwindigkeit erreichen, um die großartige Arbeit unseres Teams rund um den Globus voranzutreiben.

 

Wo steht Nordamerika im Vergleich zu Europa derzeit Ihrer Meinung nach, was die nachhaltige Entwicklung betrifft?

Michael Couture: Ehrlich gesagt, erwacht Nordamerika im Vergleich zu Europa gerade erst, wo das Thema der unternehmerischen Nachhaltigkeit in seiner Ganzheitlichkeit wesentlich fortgeschrittener ist. Allerdings entwickelt sich Nordamerika jetzt umso schneller, zum Teil bzw. maßgeblich angetrieben durch den Vorstoß von ESG-Kriterien im Finanzsektor. Wir wollen die innovativen Lösungen, die WeSustain europäischen Firmen seit 10 Jahren anbietet, weiter vorantreiben, um so der explodierenden Nachfrage nach digitalen Nachhaltigkeitssoftwarelösungen in Nordamerika gerecht zu werden. Dabei wird die enge Integration von EHS- und Betriebsdaten aus der Cority-Welt einen enormen Mehrwert für das geplante Gesamtangebot mit WeSustain darstellen.

Manfred Heil: Ich kann diese Beobachtung nur bestätigen. Nordamerika holt schnell auf. Natürlich leistet die EU derzeit eine bahnbrechende und mutige Arbeit. Dennoch frage ich mich manchmal, ob wir uns auf dieser Seite des Teichs nicht zu komplex und zu theoretisch der Thematik nähern und damit die beabsichtigte Wirkung möglicherweise verwässern. Daher könnte Nordamerika mit seinem eher pragmatischen Geschäftsfokus und seinem ergebnisorientierten Ansatz einen wertvollen Gegenentwurf zeichnen. Vielleicht bringt eine Kombination beider Konzepte in naher Zukunft den Durchbruch.

 

Was sind die nächsten großen Meilensteine, die Cority gemeinsam mit WeSustain im Jahr 2021 verfolgt?

Michael Couture: Wir haben mit einem ehrgeizigen Fahrplan gestartet, die WeSustain Lösungen bei Cority zu integrieren. Auch unsere Teams arbeiten schon jetzt als eine Einheit zusammen, um die WeSustain-Plattform und das gesamte CorityOne™-Angebot voranzubringen. Wir werden unsere Kunden in einem ersten Schritt darüber informieren, was sie zu erwarten haben, holen uns proaktiv Feedback von ihnen ein und arbeiten daran, die Angebote kontinuierlich zu verbessern. Dafür haben wir in den kommenden Monaten eine Vielzahl an Veranstaltungen und Kommunikationsmaßnahmen geplant.

 

Und was können WeSustain-Bestandskunden in den kommenden Wochen und Monaten erwarten?

Manfred Heil: Natürlich werden wir unsere internen Hausaufgaben machen und die bestehenden Lösungen und Prozesse auf allen relevanten Ebenen mit Cority harmonisieren. WeSustain und Cority haben in der Vergangenheit eine sehr ähnliche Technologie und IT-Architektur eingesetzt. Die Integration wird also schnell, unproblematisch und nahtlos für unsere Bestandskunden erfolgen. Derzeit planen wir, ab dem dritten Quartal 2021 diesen Integrationsprozess abgeschlossen zu haben. Wir werden dann mit bestehenden Kunden aktiv in den Dialog treten, um sie über den Integrationsprozess und die neuen verfügbaren Lösungen zu informieren. Darüber hinaus werden wir sie in die große Cority-Community einladen, damit sie über diese Plattform künftig aktiver mit anderen Anwendern in den Austausch treten können und stets über das Engagement und gemeinsame Innovationen von Cority und WeSustain informiert sind.

 

Empower for better tomorrows. In diesem Sinne: Was ist Ihre ganz persönliche unternehmerische Vision für eine nachhaltige Zukunft?

Michael Couture: Ich bin nicht gerade ein „Visionär“, aber ich habe eine klare Meinung und Haltung, welche Kraft Technologie haben kann, um große Probleme zu lösen und echte Veränderungen in unserem Leben zu bewirken. Es handelt sich ebenso sehr um eine Hoffnung wie um eine Vision, aber ich glaube, dass es eine unaufhaltsame Dynamik in den Bereichen der digitalen und nachhaltigen Transformation gibt, die bestärkt von der Pandemie ausgeht. Ich stelle mir eine Welt vor, in der die wirtschaftlichen Interessen von Unternehmen mit dem Wohlergehen der Gesellschaft, in der sie tätig sind, eins werden. Ich denke, dass in diesem Zusammenhang schon einiges passiert. Wir bei Cority/WeSustain werden definitiv unseren Beitrag dazu leisten.

Manfred Heil: Das wird für uns als Menschheit eine Frage von „Freiheit und Verantwortung“ sein, die stark politisch getrieben sein wird. Bei der Gründung unseres Unternehmens WeSustain haben wir das „Wir“ ganz bewusst vor unseren Namen gesetzt. Ich kann nur hoffen, dass das „Wir“ (statt eines allgegenwärtigen „Ich“) sich in den kommenden politischen und gesellschaftlichen Diskussionen als Zeichen unserer gemeinsamen Perspektive durchsetzen wird.